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Nachhaltige Fruchtfolgegestaltung: Balance zwischen Ökologie, Ökonomie und Pflanzenbau

Ausgewogene Fruchtfolgeplanung im integrierten Pflanzenbau

Integrierter Pflanzenbau bedeutet, pflanzenbauliche, ökologische und ökonomische Aspekte bei der Fruchtfolgeplanung auszubalancieren und eine pflanzenbaulich nachhaltig umsetzbare Fruchtfolge für die jeweiligen Standorte im Betrieb zu entwickeln. Mit dem Aufstellen einer Fruchtfolge bzw. der Umsetzung im Rahmen der Anbauplanung werden wesentliche Produktionsentscheidungen getroffen. In der Diskussion um die Fruchtfolge wird in den letzten Jahren ein zunehmender Fokus auf ökologische Auswirkungen sowie die Vermeidung von Fruchtfolgekrankheiten oder Resistenzen gelegt. Diese Diskussionen sind auch aus ökonomischer Sicht sinnvoll und richtig, da eine Erweiterung der Fruchtfolge in einigen Regionen und Betrieben einen wichtigen Beitrag leisten muss, um Erträge von Cash-Crops abzusichern bzw. in extremen Fällen den Anbau überhaupt auf der Fläche zu halten.


Ermittlung der relativen Vorzüglichkeit

Vor der Planung einer Fruchtfolge steht die Ermittlung der relativen Vorzüglichkeit der möglichen Kulturen für die Betriebsstandorte. Die finale Anbauplanung erfolgt in der Regel im Frühjahr für das folgende Erntejahr. Die Ermittlung der Vorzüglichkeit erfolgt durch eine Deckungsbeitragsrechnung auf Grundlage betrieblicher Aufzeichnungen und Erfahrungswerte unter Berücksichtigung aktueller Entwicklungen wie Ertragsentwicklung, Entwicklung der Preise für Betriebsmittel sowie zu erwartende Erzeugerpreise. Neben den direkt den Früchten zuzuordnenden Leistungen und Kosten sind bei der Deckungsbeitragsplanung der Vorfruchtwert, Fruchtfolgewirkung und bei Leguminosen die Stickstoffbindung zu überschlagen und zu berücksichtigen. Zu berücksichtigen sind außerdem regulatorische Vorgaben wie Fruchtwechsel (GLÖZ 7) oder die Anforderungen im Zusammenhang mit der Düngeverordnung wie Zwischenfruchtanbau vor Sommerungen.


Ziel: Höchster Gesamtdeckungsbeitrag durch Cash-Crops

Das Ziel ist, eine Fruchtfolge zu entwickeln, welche den höchsten Gesamtdeckungsbeitrag für die Fläche ermöglicht und gleichzeitig keine teuren Spätfolgen durch Resistenzentwicklung oder sonstige phytosanitäre Probleme verursacht. Diese Ziele können in der Regel sicher erreicht werden, wenn es gelingt, mindestens 70 % Cash-Crops in die Fruchtfolge zu integrieren. Cash-Crops sind Kulturen mit einem nachhaltig hohen Gesamtdeckungsbeitrag. Kulturen wie Zuckerrüben, Raps, Weizen und bei gegebener Vermarktung Silomais erfüllen diese Eigenschaften auf den meisten Ackerbaustandorten zuverlässig und fast unabhängig von den betrieblichen Gegebenheiten. Andere Kulturen wie Körnermais, Gerste, Roggen, Triticale oder Leguminosen können unter Umständen für einige Betriebe auch über eine nachhaltig hohe relative Vorzüglichkeiten verfügen. Die Vorzüglichkeit dieser Kulturen hängt jedoch meist von betrieblichen Besonderheiten oder besonderen Verwertungsmöglichkeiten ab. Der Anbau dieser Kulturen für den Spotmarkt, also ohne vorherige Klärung der Verwertung ist mit höheren Risiken verbunden. Die Märkte für die Kulturen sind vergleichsweise klein und gerade in Jahren mit hohen Erträgen besteht ein erhebliches Risiko der Überversorgung.


Der Aufbau einer nachhaltigen Fruchtfolge erfordert neben der Platzierung von Cash-Crops die geschickte Integration von Funktionsfruchtfolgegliedern. Diese Kulturen werden angebaut, obwohl es Kulturen mit höheren Erträgen gibt. Solche Kulturen zeichnen sich durch besondere Eigenschaften wie z.B. eine höhere Resistenz gegen Schädlinge oder Krankheiten aus und ermöglichen die Bekämpfung von Problemunkräutern. Sie sollten in der Fruchtfolge so angeordnet werden, dass sie die Cash-Crops unterstützen, das Resistenzmanagement erleichtern und die Vorfruchtwerte maximieren können.


Integration von Fruchtfolgegliedern

Damit ergeben sich für die meisten Standorte Fruchtfolgen, die aus mindestens drei Kulturen bestehen und mindestens viergliedrig sind. Die Auswahl der Kulturen hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. dem Standort, dem Boden und dem Klima. Auf Standorten, auf denen sich z.B. bereits herbizidresistente Gräser ausgebreitet haben oder die stark zur Verungrasung neigen, hat die Auswahl der Fruchtfolge eine besonders wichtige Rolle, zur Sicherung der nachhaltigen Leistungsfähigkeit müssen hier Wirkstoffwechsel durch Fruchtartenauswahl ermöglicht werden. Auf diesen Standorten sollte die Fruchtfolge wahrscheinlich um mindestes ein weiteres Glied erweitert werden.


Winterweizen:

  • Der Anbau von Winterweizen ist auf weizenfähigen Standorten empfehlenswert, da er dort eine hohe relative Vorzüglichkeit gegenüber anderen Getreidearten aufweist.

  • Im Hinblick auf den Vorfruchtwert besitzt Winterweizen keinen spezifischen Vorteil.

Winterraps:

  • Winterraps ist als Blattfrucht auf den meisten Standorten (Ertragsregionen) sehr gut geeignet und weist eine hohe relative Vorzüglichkeit auf.

  • Der Anbau von Winterraps hat einen hohen Vorfruchtwert für das nachfolgende Getreide.

Zuckerrübe:

  • Auf rübenfähigen Standorten mit Zugang zu Abnehmern besitzt die Zuckerrübe eine hohe relative Vorzüglichkeit.

  • In Trockengebieten oder Trockenjahren können die Erträge der Folgefrucht jedoch z.T. stark abfallen.

  • Allerdings kann der Anbau von Zuckerrüben als Sommerung einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung von Resistenzen leisten.

Wintergerste:

  • Die relative Vorzüglichkeit von Wintergerste ist auf den meisten Standorten aufgrund der in der Regel geringeren Preise niedriger als die von Winterweizen.

  • Der frühere Erntezeitpunkt von Wintergerste kann jedoch organisatorische und arbeitswirtschaftliche Vorteile bringen.

  • Insbesondere in Regionen mit späten Weizenerntefenstern (Küstenstandorte oder Mittelgebirge) kann der Anbau von Wintergerste den Anbau von Winterraps sichern.

Silomais/Körnermais:

  • Die relative Vorzüglichkeit von Mais hängt stark von den betrieblichen Verwertungsmöglichkeiten ab. Besonders auf Trockenstandorten und Standorten mit ausgeprägten Hitzephasen ist der Anbau von Mais jedoch empfehlenswert.

  • Der Anbau von Mais als Sommerung kann einen wichtigen Beitrag zur Resistenzvermeidung leisten.

  • Körnermais hat zudem einen hohen Vorfruchtwert.

Ackerbohnen/Erbsen:

  • Die relative Vorzüglichkeit von Leguminosen wird stark von ihrem Vorfruchtwert und der gekoppelten Förderung beeinflusst. Bei hoher Ertragsfähigkeit und -stabilität ist eine hohe relative Vorzüglichkeit jedoch grundsätzlich möglich.

  • Leguminosen haben einen hohen Vorfruchtwert aufgrund ihrer exzellenten Bodengare und der Nährstofffreisetzung aus den Ernterückständen.

  • Der Anbau von Leguminosen als Sommerung leistet einen wichtigen Beitrag zur Resistenzvermeidung.


Beratung und Planung

Eine wichtige Aufgabe von Beratung und Betriebsleitern ist es die relative Vorzüglichkeit der möglichen Kulturen, Vorfruchtwert und Wechselwirkungen des Anbaus laufend und standortspezifisch zu quantifizieren. Dabei sind folgende Gründe für veränderte Vorzüglichkeiten denkbar:

  • mehrjährige/ nachhaltige Veränderung der Ertragsverhältnismäßigkeiten

  • mehrjährige/ nachhaltige Veränderung der Erzeugerpreisverhältnismäßigkeiten bzw. Absatzwege

  • mehrjährige/ nachhaltige Veränderung des Vorfruchtwert

  • veränderte Förderung

  • veränderter einzelbetrieblicher Bedarf an pflanzlichen Erzeugnissen z.B. als Futtermittel

  • mehrjährige/ nachhaltige Veränderung der betrieblichen Kostenstruktur


Bei der Produktion von Früchten für feste Abnehmer, wie Zuckerrüben oder Silomais, wird die Anbauentscheidung oft über den Vertragsabschluss für mehrere Jahre im Voraus getroffen. Entscheidend für die Fruchtfolgeplanung sind also nicht die Vorzüglichkeiten zum Tagespreis, sondern mehrjährige/nachhaltige Verhältnismäßigkeiten. Der Gesamtdeckungsbeitrag einer Fruchtfolge stützt sich auf zwei bis drei ökonomisch attraktive Kulturen, zu denen noch ein bis zwei Funktionsfruchtfolgeglieder hinzukommen können. In den meisten Betrieben sind also nachhaltig stabile Fruchtfolgesysteme mit drei bis fünf Kulturen denkbar. Für den Anbau dieser Kulturen ist das Anbauverfahren stetig weiter zu optimieren. Der Einstieg in neue Kulturen oder Anbauverfahren sollte auf eine Betriebsfläche von 5-10 % begrenzt werden, und es sollte jeweils nur eine neue Kultur hinzugefügt werden.



Im Rahmen unserer Beratungstätigkeit kalkulieren wir regelmäßig z.B. im Rahmen von Fruchtartenauswertungen der Betriebszweiganalyse oder Deckungsbeitragsplanungen, der Geldvoranschläge oder Betriebsplanungen die Vorzüglichkeit der verschiedenen Früchte. Gern beraten wir Sie zu den Themen Fruchtfolge-Planung und -Optimierung.






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